Gibt es eigentlich noch einen Autohersteller, der keinen SUV im Portfolio hat? Alfa Romeo war lange Zeit in der SUV-Liga nicht vertreten. 2017 haben die Italiener mit dem Stelvio diese Modell-Lücke geschlossen. Der SUV-Name “Stelvio” ist nach dem 2.785 Meter hohen italienischen Alpenpass, Passo di Stelvio, benannt.
Zum Test stand das Sondermodell Alfa Romeo Stelvio “First Edition” mit 280 PS Benzin-Motor, Allrad und 8-Stufenautomatik zur Verfügung.
Karosserie – Alfa Romeo Stelvio
Alfa Romeo baut schöne Autos. Auch beim Stelvio haben die Italiener ihr Gespür für schönes Design wieder unter Beweis gestellt. Mit der abfallenden Dachlinie, den schmalen Fensterflächen mit Chromeinfassung und der stark geneigten A-Säule zeigt sich die Seitenlinie des Alfa Romeo Stelvio elegant und dynamisch. Die 20-Zöller des Testwagens, mit den rot lackierten Bremssättel für 350 Euro Aufpreis, unterstreichen diesen Eindruck zusätzlich.
Der Stelvio ist eine durchaus sehenswerte Erscheinung im SUV-Segment. Er streckt sich auf 4,69 Meter in die Länge, 1,90 Meter in die Breite und ist 1,67 Meter hoch. Der Radstand von 2,82 Metern lässt ausreichende Platzverhältnisse erwarten. Die Bodenfreiheit beträgt 20 Zentimeter und 13 verschiedene Karosseriefarben stehen beim Alfa Romeo Stelvio zur Auswahl. Neben der getesteten “First Edition”-Variante gibt es noch die Ausstattungslinien Stelvio, Business, Super und Executive.
Die Front des Italo-Crossovers lässt keine Zweifel aufkommen: Hier kommt ein Alfa! Mit der “Alfa-Niere” und dem Nummernschild an der linken Seite des Stoßfängers präsentiert sich der Stelvio im typischen Alfa-Look. Die Italiener haben bei ihrem SUV auf den Unterfahrschutz an der Front verzichtet. Das tut zum Einen dem Design gut und zum Anderen fährt diese automobile Gattung sowieso nicht im harten Gelände.
Die Rückleuchten des Alfa Romeo Stelvio sind komplett in LED-Technik. Der dezente Dachkantenspoiler in wagenfarbe geht seitlich in schwarze Flicks über. Die zweiflutige Auspuffanlage wird von dicken Chromringen perfekt in Szene gesetzt. Serienmäßig sind die Parksensoren in den Stoßfängern.
❏ Kofferraum – Alfa Romeo Stelvio
Die elektrische Heckklappe des Stelvio lässt sich mit dem Funkschlüssel oder per Knopf vom Innenraum aus öffnen. Und die schwingt richtig weit auf und lässt sich individuell in der Öffnungshöhe programmieren. Bei aufgestellten Rücksitzlehnen passen 525 Liter ins Gepäckabteil. Die Ladekantenhöhe beträgt 69 Zentimeter. Unter dem Ladeboden befindet sich noch eine zweite Ebene mit dem Tirefit und dem Werkzeug. Für ein paar Kleinigkeiten ist auch noch Platz.
Die Sitzlehnen können mit zwei Hebeln aus dem Kofferraum direkt oder aus dem Innenraum im Verhältnis 60:40 umgeklappt werden. Der Stauraum erweitert sich dann auf 1.600 Liter. Allerdings fielen beim Testwagen die Lehnen nicht von alleine um, sondern brauchten einen persönlichen Schubs. 565 Kilogramm beträgt inklusive den 75 Kilogramm für den Dachgepäckträger die maximale Zuladung. Die optionale Anhängerkupplung kann einen gebremsten Hänger bis 2,3 Tonnen ziehen.
❏ Innenraum + Ausstattung
Beim Platzangebot herrscht im Stelvio kein Mangel für die Insassen – weder vorne, noch im Fond (bei zwei Erwachsenen). Auch über den Köpfen ist reichlich Luft bis zum Fahrzeughimmel. Der Aus- und Überblick ist auf allen Plätzen mehr als ausreichend. Der Blick nach hinten ist allerdings eingeschränkt. Mit Hilfe der Rückfahrkamera und der Parkpiepser wird dieses Manko beim Einparken ausgeglichen. Das Interieur ist hochwertig und sportlich-elegant eingerichtet, erreicht aber kein Premiumniveau.
Bei der Materialauswahl im Testwagen herrschte ein Mix aus Softtouch, Leder, Hartplastik, Holzdekor und Kunststoff in Alu-Optik. Was mir nicht gefallen hat, war das großporige Softtouch-Material. Aber das ist ja Geschmackssache. Bei der Verarbeitung gab es keinen Grund zu klagen. Kein klappern oder sonstige Geräusche störten den guten Gesamteindruck.
Die leicht geschwungene Armaturentafel mit den überschaubaren Schaltern und Knöpfen bildet den Arbeitsplatz für den Fahrer. Hinter dem Multifunktionslenkrad inklusive Starterknopf, sitzen zwei Rundinstrumente mit einem 3,5-Zoll-Informations-Center dazwischen. Der 8,8 Zoll große Bildschirm (kein Touchscreen!) wird über die Drehregler auf der Mittelkonsole bedient. Eine Ebene tiefer liegen die Belüftungsdüsen und eine weitere Ebene darunter befinden sich die Bedienelemente für die Zwei-Zonen-Klimaautomatik.
Die Fahrdynamikregelung bietet im Alfa Romeo Stelvio drei Modi: Dynamik, Natural und Advanced-Efficiency. Der gewählte Modus nimmt Einfluss auf die Drehmomentkurve, das Ansprechverhalten der Bremsen, die Gangwechsel, sowie die Stabilitäts- und Traktionskontrolle des Fahrzeugs. Grundsätzlich ist im Alfa Romeo Stelvio alles gut platziert und leicht zu bedienen.
Mit zwei Ausnahmen: Hinter den voluminösen Schaltpaddles liegen die beiden Lenkstockhebel für Blinker und Scheibenwischer. Diese sind nicht optimal zu erreichen bzw. zu bedienen. Das andere Manko ist der 8,8-Zoll-Bildschirm. Die Bedienung von Navi und Infotainment ist sehr umständlich, langsam und von der Grafik her nicht mehr zeitgemäß. Alle vier Türen haben Ablagemöglichkeiten.
Alfa Romeo hat dem Stelvio von Hause aus einige Assistenzsysteme mitgegeben, bietet aber auch gegen Aufpreis diverse Pakete an. Allerdings sind hier die Italiener mit ihrem SUV nicht das Maß in dieser Fahrzeugklasse, aber manchmal kann weniger ja auch mehr sein.
Motor + Fahrleistung
Der getestete Alfa Romeo Stelvio in der “First Edition”-Ausstattung wird von einem Zweiliter-Vierzylinder-Turbo-Motor angetrieben. Das Kraftwerk leistet 280 PS und wuchtet 400 Newtonmeter bei 2.250 U/min auf die Kurbelwelle. Der Italo-Crossover hat serienmäßig den Allradantrieb “Q4” und der sorgt mit dafür, dass der knapp unter zwei Tonnen schwere SUV mühelos in 5,7 Sekunden auf Tempo 100 km/h beschleunigt. Die Höchstgeschwindigkeit ist bei 230 km/h erreicht.
Unter normalen physikalischen Bedingungen wird die volle Kraft auf die Hinterräder geschickt. Wird mehr Traktion benötigt, kann bis zu 50 Prozent der Kraft elektronisch auf die Vorderräder geleitet werden. Der Stelvio lässt sich für einen SUV recht flott fahren, was auch ein Verdienst der punktgenau schaltenden Achtgang-Automatik ist. Die mit 12:1 übersetzte Lenkung greift sehr direkt ein und der Alfa Romeo Stelvio lässt sich exakt durch Kurven dirigieren. Erstaunlich gering waren dabei die Wankneigungen des SUVs.
Der Wendekreis liegt bei 11,75 Metern. Für den Fahrspaß ist in der getesteten 280-PS-Version alles vorhanden. Leider kostet das auch einen Aufschlag an der Tanke. Im Test zeigte die Verbrauchs-Anzeige im Durchschnitt 10,4 Liter an.
Der Fahrkomfort des Testwagens war nicht gerade sänftenartig. Das straff abgestimmte Fahrwerk steckt kurze Unebenheiten schlecht weg. Etwas enttäuscht war ich auch vom Sound der zweiflutigen Auspuffanlage. Es gab eigentlich gar keinen. Bei Richtgeschwindigkeit 130 km/h auf der Autobahn bleiben die Motor- und Wingeräusche für die Insassen angenehm niedrig.
❏ Fazit + Preis vom Alfa Romeo Stelvio
Der Alfa Romeo Stelvio überzeugt mich mit seinem tollem Karosserie- und Innenraumdesign. Der erste SUV der Italiener ist ein praktisches Fahrzeug, mit ordentlichem Platz für Insassen und Gepäck. Die Motorleistung ist völlig ausreichend und die Trinkgewohnheiten muss man halt mögen. Der Grundpreis des Testwagens beträgt 56.000 Euro.
Den günstigsten Alfa Romeo Stelvio gibt es mit einem 150 PS-Diesel-Motor ab 39.800 Euro. Vier Jahre Garantie ohne Kilometerbegrenzung sind immer inklusive.
Der Testwagen wurde von Alfa Romeo zur Verfügung gestellt.